Der „Tag der Stadtplanung“ am 30.10. in Gelsenkirchen bot spannende Vorträge zu den Facetten und…
Strategische Überlegungen zum ländlichen Raum
Die Bundesarchitektenkammer erarbeitet zurzeit ein Strategiepapier zur Entwicklung ländlicher Räume. Maßgabe dieses Papiers ist die Sicherung von Versorgung und Lebensqualität der dort lebenden Menschen.
Die ländlichen Kommunen in Deutschland sind sehr unterschiedlich geprägt, allen gemein ist eine geringe Einwohner- und Arbeitsplatzdichte. Überalterung, Zersiedelung und Gebäudeleerstand sowie Tragfähigkeitsprobleme von Infrastruktur- und Daseinsvorsorgeeinrichtungen sind weitere Merkmale. Die Ursachen dieser Entwicklungsdefizite sind vielfältig und nicht neu. Zukunftsfähige Leitbilder liegen vor Ort dennoch nur selten vor.
Ebenso vielfältig wie die Ursachen fallen auch die Handlungsempfehlungen der BAK aus: Überarbeitung des Zentrale-Orte-Systems, Stärkung der Dorfkerne, Befristung des §13 b BauGB, Sensibilisierung für baukulturelle Fragen, Schaffung mobiler Gestaltungsbeiräte, Umnutzung leerstehender Gebäude und Unterstützung innovativer Nahversorgungs- und Mobilitätskonzepte, um nur Einige zu nennen.
All diese Maßnahmen können jedoch kaum von den einzelnen Gemeinden bewältigt werden, eine interkommunale Zusammenarbeit ist aus Sicht der BAK dringend erforderlich.
WIR Stadtplaner In NRW sehen auch in Nordrhein-Westfalen großen Handlungsbedarf. Der Landesentwicklungsplan LEP NRW räumt unumwunden Tragfähigkeitsprobleme bei den Infrastrukturen zur Daseinsvorsorge ein, fordert eine Konzentration auf Standorte, an denen langfristig ein attraktives Angebot bereitgestellt werden kann; in Kauf nehmend, dass die zu überwindenden Entfernungen in den ländlichen Räumen größer werden.
Vor diesem Hintergrund fordern WIR Stadtplaner In NRW eine zeitnahe Überprüfung der Zentrale-Orte-Einstufung (die in NRW noch aus den 1970er Jahren stammt), die Schaffung von Anreizen zur Bildung von Kommunalgemeinschaften und für eine aktive, strategische Bodenpolitik der ländlichen Gemeinden sowie die Förderung von integrierten Dorfentwicklungskonzepten. Für die anstehenden komplexen Aufgaben sind den ländlichen Gemeinden Experten zur Seite zu stellen, die Landesinitiative „BauLandPartner NRW“ zeigt hier einen gangbaren Weg auf.
Ein Beitrag von Dipl.-Ing. Sabine Feldmann und Dipl.-Ing. Torsten Stamm im Deutschen Architektenblatt, DAB Regional Nordhein-Westfalen, Ausgabe 08/2020.