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Das Urbane im Peripheren – wie geht es weiter in der “Progressiven Provinz”?

Es gibt sie, die Provinz – und sie ist vielfältig. Das Resümee des diesjährigen Stadtplanertages (siehe auch Bericht von Christof Rose vom 13. Mai 2022) fällt zugegeben knapp aus, trifft aber den Kern: Folgt man den Berechnungen des Thünen-Instituts, sind 91 % der Fläche Deutschlands ländlich geprägte Räume und übernehmen Funktionen der Lebensmittel- und Energieproduktion, sind Erholungsraum, Ökosystem, Imaginationsraum und letztendlich Lebensmittelpunkt für 47 Millionen Menschen einer hochmodernen Gesellschaft.

Die jüngsten Zahlen der Wanderungsstatistik belegen, dass sich der Trend „Weg von der Stadt“ verstetigt und das planerische Handeln in den ländlichen Räumen intensiviert werden muss. Insbesondere junge Familien zieht es in die Peripherie. Eine „neue Landlust“ ist dabei weniger Treiber als die hohen Wohnungsmarktpreise in den urbanen Zentren.

Eine gemeinsame Betrachtung von Herausforderungen in den Sektoren Mobilität, Wohnen und Versorgung in Stadt und Land ist notwendig, um individuelle Maßnahmen und Handlungsoptionen zu diskutieren. Der Erfolg des Blaibacher Konzertsaals lässt sich nicht beliebig nachbauen und zivilgesellschaftliches Engagement in Konzepten zur Anbindung periphärer Dörfer an die öffentliche Mobilitätsinfrastruktur darf den staatlichen Rückzug aus der Daseinsvorsorge nicht rechtfertigen. Die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Mischung im Dorfkern kann Ansätze zur Aktivierung monofunktionaler Mitten leiten und mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, Co-Design-Maßnahmen und dem Engagement neuer Nachfragegruppen in die Zukunft lenken. Dazu gehört ein hoher Anspruch an Baukultur und Partizipation, um neue Formen des Wohnens jenseits des Einfamilienhauses zu fordern und zu fördern.

Die gemeinsame Klammer von Stadt und Land ist die Region. Gelingt es, im Sinne des regionalen Städtebaus Herausforderungen der gesamten Region in lokalen Räumen zu lösen und jenseits von Gemeindegrenzen zu denken, können auch Modelle wie das interkommunale Wohngebiet erprobt werden. WIR Stadtplaner In NRW denken und gestalten mit!

Ein Beitrag von Prof. Dr. Ilka Mecklenbrauck zum Deutschen Architektenblatt DAB, Ausgabe NRW, 08/2022

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