Zwei entscheidende Aspekte prägen für Stadtplaner:innen die Phase Null: die aktive Einbindung der Bürger:innen und…
Normierung von Städten ist ein Irrweg
Weltweit wie europäisch wird seit einiger Zeit und insbesondere von entsprechenden Lobbygruppen in starkem Maße die Standardisierung von Dienstleistungen gefordert, die über die rein technischen Norminhalte hinausgehend auch Leistungsbilder, Qualifikationen und Verfahren erfassen soll. Auf diese Weise werden auch geistig-kreative Leistungen, wie jene der Stadtplanung, erfasst.
Gleich drei Normungsvorhaben lagen 2013 bei der International Organization for Standardization (ISO) vor, die eine Bewertung und Zertifizierung von Städten und Quartieren vorsehen. Daraufhin wurde ein Komitee der ISO „Sustainable development in communities” gegründet, dessen Ziel die Entwicklung von Normen sein soll, welche „die Kommunen bei der Einführung und Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements unterstützen“ sollen.
Formell ist somit also ein Einstieg in die Normierung von Städten und Quartieren in Gang gesetzt. Wie weit man dabei den Arbeitsauftrag auffasst, wird in der entsprechenden „Roadmap“ des deutschen DIN-Spiegelgremiums deutlich: „Damit Smart Cities Wirklichkeit werden können, bedarf es weit mehr als neuer Technologien. Es erfordert eines kulturellen Wertewandels und einer stärkeren Besinnung auf Werte, die gemeinsame Verantwortung zum Ziel haben.“ (VDE, S. 14)
Nach Einschätzung des Deutschen Insituts für Urbanistik (DIfU) ist die „Roadmap“ zudem primär auf die Machbarkeit von Technologien ausgelegt. Städte und Gemeinden werden alleine als Anwendungs- und Erprobungsgebiet für verschiedene Technologien durch global tätige Konzerne aufgefasst. (vgl. URBAN 2.0, S.14)
Kommunale Spitzenverbände, Kammern wie auch einzelne Berufsverbände haben sich kritisch zu diesem Normungsansatz positioniert – auch gegenüber der Bundespolitik. Auch WIR – Stadtplaner In NRW haben von Beginn an diesen Weg für einen Irrweg der Normung gehalten und gefordert, das Verfahren zu öffnen und den Sachverstand der Stadtplanerinnen und Stadtplaner einzubeziehen. Dies ist zwischenzeitlich erfolgt.
WIR Stadtplaner in NRW sagen: Städte und Quartiere dürfen kein Spielball für global agierende Audit-Agenturen werden!
Ein Beitrag von Torsten Stamm zum Deutschen Architektenblatt, Ausgabe NRW 4-2015